Während fleißig in der Liga gekämpft wurde, musste ich mich dieses Wochenende aus dem ligageschehen zurückziehen den bei mir stand ein anderes Abenteuer an.
Escape from Alcatraz ein Bucketlist Rennen von vielen Triathleten
Das heißt für mich war das Rennen von seiner Geschichte und Mythos von Alcatraz, dem Gefängnis, aus dem kein Ausbruchsversuch geglückt ist, eins dieser Rennen.
Was macht das Rennen aus? Bei den meisten Triathlons der Welt muss man extrem schnell sein oder lange in einer Schlange stehen, um einen Slot zu bekommen zB Challenge Roth.
Escape von Alcatraz ist die Schlange so groß das man nicht einmal mehr eine Schlange anbietet sondern von vorn herein sagt die Startplätze werden verlost und es kann Jahre dauern bis die Glücksfee einen wählt. Besonders da nur ein gewisses Kontingent für Starter außerhalb der USA reserviert ist.
Das heisst vor einem Jahr den Namen in den Bewerberhut geschmissen und Daumen gedrückt. Im Oktober die Ernüchterung KEIN Startplatz in der Ziehrunde, aber das Glück war im Dezember doch auf meiner Seite und ich hab in der zweiten Runde einen der begehrten 2000 Startplätze bekommen.
Da die Kids noch zu klein sind für einen 3 Wochen Roadtrip in den USA wurde die Urlaubsplanung umgeschmissen und an Pfingsten ein Familien Urlaub gemacht, wo ich die ein oder anderen Schwimm Kilometer absolviert hatte (am ende waren es ~22.5k) und danach ging es für mich und meinen Dad, der Lust hatte mitzukommen, nach San Francisco.
Das schöne dieses Jahr wurde das Rennen in abgewandelter Form beim T100 genutzt, so dass man sich hier vor Ort und in der Live-Übertragung noch den ein oder anderen Tipp abholen konnte.
Da mir bewusst war das ich hier nicht um einen AK Sieg kämpfe und es um das Rennen und die Atmosphäre geht habe ich auf die logistischen Aufwände das eigene Rad mitzunehmen Verzicht und ein Leihrad Cannondale CAAD6 genommen. Das Rad war okay, leider nicht so gepflegt, wie man es sich gewünscht hätte, aber ich bin ohne Schalt, Brems oder Reifenproblemen ins Ziel gekommen das schonmal als Teaser. Auf meine Frage beim Abholen etwas zu bekommen um mal die Kette die Rabenschwarz war zu reinigen, kam lapidar der Spruch eine dreckige Kette wäre immer eine bessere und schnellere Kette :-/
Zum Rennen
Das Rennen hat ein paar Besonderheiten, wo man sich eine Strategie der verschiedenen Übergänge überlegen muss. Es fängt bei den Schuhen an…braucht man 1-4 verschiedene Ja oder nein. Wie kalt ist kalt im Wasser? Wie windig wird es auf dem Rad und kann man Aero fahren? Wie viele Stufen kann man erklimmen und braucht man eher Trail oder Carbon Laufschuhe?…
Morgens um 4 Uhr machte die Wechselzone auf und man musste diese fertig machen., Klassisch wie bei kleinen oder alten Rennen hat, man hier alles an seinem Platz, der sehr begrenzt ist, und muss auch mit diesem auskommen.
Um 5Uhr ging es dann mit dem Bus zum Pier 3 und der San Francisco Belle mit seinen 3 Ebenen, die auf die verschiedenen AK Gruppen aufgeteilt wurden
Am Pier dann schnell Neopren Anzug, Neopren Socken und alles, was mit aufs Boot soll, angezogen (Schuh Paar 1 ist am Abgabepunkt geblieben)
Um 6 Uhr ging es dann los. Unterwegs wurden uns noch einmal die Schwimmdetails erklärt. Extreme Strömung (2.7kn| rund 5km/h), leichter Wellengang entgegen der Strömung (von vorne) und 12.7°C kaltes Wasser.
Klassisch für amerikanische Sportevents wurde vor dem Start nicht Hells Bells gespielt, wie oft in Deutschland, sondern die US-Nationalhymne und alle haben sich auf das Rennen eingestimmt.
Die „Fähre“ hat zwischen Alcatraz und der City geankert an einem von 3 Punkten, die für das Rennen aufgrund der Strömung freigegeben sind, leider nicht so nah an Alcatraz wie ich es mir als guter Schwimmer gehofft hätte.
Beim Sprung aus 3m ins kalte nass musste man sich beeilen schnell weg zu schwimmen den die 2000 Starter werden in zwischen 8-10minuten aus 2 Bereichen ins Wasser gelassen und wenn man Pech hat springt jemand auf dich oder schlägt dir danach die Brille weg.
Die Kälte hat mir gar nicht viel ausgemacht, meine Neosocken und Neo-Mütze sowie der Neo saßen eng am Körper, so dass dies keine Probleme machten, ein größeres Problem waren die Wellen die von vorne kamen und ein ständiges auf und ab pro Armzug darstellten, hier wurde mir auch leicht unwohl im Magen in der Mitte des Rennens vor lauter „Seekrankheit“, hat sich zum Glück gelegt. Aber einen schönen Rhythmus konnte ich nicht finden und wollte mir die Kräfte gut einteilen da die Orientierung und abschätzen der Restlänge sehr schwierig waren.
Ich dachte es kommen noch 400m und etwas Zeit zum schnell schwimmen…aber da war es eben schon vorbei.
Nach Rund 22 Minuten auf 2100m bin ich dann direkt hinter den ersten Felsen am Strand aus dem Wasser gerannt. Bei jeder Brandungswelle auf den ersten Metern hat man die Kraft des Meeres gespürt, welche dich wieder ins Wasser reißen wollte. Also schnellen Schrittes ab auf den Sand.
Ich hatte mich für eine 2 Laufschuh Variante entschieden. Das heißt nach dem Schwimmausstieg habe ich mir einen vorher deponierten Wechselbeutel geschnappt. Den Neo und alles drum herum reingeschmissen und ein paar Laufschuhe und Socken angezogen.
Für mich war das die Ideale Wahl auch wenn es mich aus dem Wasser ein paar Sekunden gekostet hat so konnte ich den 1 KM langen Weg in die Wechselzone auf dem Asphalt rennen und die anderen Athleten wieder überholen, denn hier hat man gesehen das viele die länge und die Geschwindigkeit mit Schuhen und die Bewegungsfreiheit ohne schweren nassen und engen Neoprenanzug unterschätzt haben oder einfach langsamer machten oder machen mussten.
In T1.2 ab in die Rennradschuhe und los geht es. Anscheinend hatte ich einen perfekten Zeitpunkt erwischt, den am Wechselbalken und auf der Strecke war, noch nicht viel los. So wurde ich wenig geblockt und konnte mein Tempo fahren.
San Francisco ist keine flache Stadt, was jeder weiß, der schon einmal dort war. Daher ging es vom kurzen flachen einrollen direkt hoch zu Golden Gate Bridge, runter und Hoch auf der anderen Seite bis zu, Golden Gate Park und auf demselben Weg wieder zurück. Zumindest auf dem Rückweg wusste ich was mich nun erwartet und ich konnte meine Kräfte besser einteilen / auspowern als auf dem hinweg. Auf dem Rückweg gab es einen kleinen Schockmoment, den auf meinem Rückweg habe ich viele der langsamen Schwimmer und Radfahrer gesehen die sich hoch und runter gequält haben, leider auch mit einem Sturz eines Athleten unterwegs in der anderen Richtung bergab genau 20m vor / neben mir…einmal kurz nicht aufgepasst, leicht verlenkt und schon ist er über den Lenker geflogen (Schlüsselbeinbruch wie sich danach hin der Community rausgestellt hat).
Am Ende standen knapp 29 KM mit rund 615 HM auf dem Tacho und einer Zeit von 1:05h.
Ab in zum zweiten Wechsel (T2) und ab in meine Laufschuhe (Schuhwechsel 3 bzw 4)
Und ab da ging mein Kopfrechnen los wie schnell muss ich die 13KM laufen, um unter 3 Stunden zu bleiben. Aber ohne die Strecke zu kennen ist das schwer einzuschätzen also Kopf ausschalten und los geht es.
Die ersten 3 km ging es flach auf Schotter mit Gegenwind an den Fuss der Golden Gate Bridge. Hier mein erster kleiner Dämpfer. Man muss den Weg nicht hochlaufen, sondern Treppensteigen. Also der erste Hammer für die Beine. Oben angekommen ging es dann rund einen Kilometer weiter zum höchsten Punkt, gefolgt von einer rapiden bergab Passage, neben der Straße, auf der die anderen Athleten sich noch den Weg zur T2 mit de Rad bahnten.
Ab KM 5.5 kamen dann die nächsten Schwierigen Begebenheiten. 1.5-2km auf purem Sand. Das heißt nicht den kürzesten Weg nehmen, sondern gerade aus zum Wasser und dann auf dem feuchtem Sand am Wasser entlang zum Wendepunkt und wieder zurück und etwas weiter hinten am Bakers Beach zu den berüchtigten „400 Sand Latters“. 400 Stufen aus Holzbalken und Sandfüllung in verschiedenen Höhen, Breiten und Tiefen von Meereshöhe am Bakers Beach hoch zum „Immigrant Point Overlook“.
Etwas mehr als die Hälfte war erledigt, aber der rechte Oberschenkel machte so langsam zu. Ab jetzt ging es den gleichen weg wieder zurück. Das heißt hoch zur Golden Gate Bridge, Alle Treppenstufen wieder runter zum Fuß der Bay und die Letzten 3 KM flach ohne (Rücken) Wind wieder zurück zum Ziel.
Immer die Uhr im Blick konnte ich die letzten Meter genießen und unter 3 Stunden wie gehofft und geplant die Arme hochreisen.
Official Splits ’BIB 866’
Swim: 25:08
T1: 7:38
Bike: 1:05:06
T2: 1:35
Run 1:13:45
Total 02:53:10
M35-39 Platz 45
Overall Male Platz 290 von 1222
Overall Platz 351 von 1615
Fazit: Geiles Rennen. Tolle Location. Tolle Organization. Tolle Aussichten. Tolle Athleten. Ein wirkliches Bucketlist Race. Aber klar nicht unbedingt günstig. Aber die Erfahrung und Erlebnisse waren es wert und ich würde es wieder machen…aber nur mit der ganzen Family als Unterstützung 😊
Jetzt wo ich die Strecke kenne, würde ich sagen es wären sicher die ein oder andere Minute schneller drin gewesen im Schwimmen, dem Radfahren oder auch im Laufen. Aus dem einfachen Grund das Leihrad war okay aber nicht geil und hatte auch keine Aero Bars die man ab und zu hätte nutzen können, ich wüsste jetzt, wo welcher Berg kommt und was noch kommt aber eben auch das Streckenprofil und die Schwierigen stellen aber das wäre meckern auf hohem Niveau.
Ich wollte ein Bucketlist Rennen machen und für mich das beste rausholen und hatte nie auf irgendwelche Platzierungen geschaut…zu Platz 1 von M35-30 / dem gesamt 2 wären es eh viele Minuten dazwischen gewesen 😀